Nur wenige Zentimeter fehlten zur Katastrophe
Datum: 02.06.2013 – 19.06.2013
Alarmzeit: 15.30 Uhr
Einsatzort: Simbach, Passau, Deggendorf
Eingesetzte Feuerwehren im Bereich Simbach:
FF Simbach a. Inn, FF Erlach, FF Eggstetten, FF Kirchdorf a. Inn, FF Julbach, FF Eggenfelden, FF Untertattenbach, FF Seibersdorf, FF Kirchberg
Einsatzbericht:
Tagelang anhaltender Dauerregen im südostbayerischen Raum führte Anfang Juni 2013 zu Hochwasser an den dortigen Flüssen. Auch der Inn war betroffen und Simbach entging dabei nur knapp einer Katastrophe.
Die erste Alarmierung in Bezug auf das Hochwasser erreichte uns gegen 15.30 Uhr. Denn ein Hilfeleistungskontingent aus unserem Landkreis wurde nach Passau angefordert, um dort Sandsäcke zu füllen und zu verbauen. Während acht unserer Kameraden in Passau im Einsatz waren, spitzte sich auch in unserer Heimat die Lage zu. So wurden wir am späten Nachmittag nach Dietmaning gerufen, wo ein Baum auf die Bundesstraße zu stürzen drohte. Ein Einsatz war hier jedoch nicht erforderlich. Im weiteren Verlauf des Nachmittages verteilten wir aufgrund der steigenden Pegel von Inn und Simbach Sandsäcke an mehrere Anwesen entlang der Gewässer. Auch die am Ufer liegenden Betriebe bereiteten sich auf ein mögliches Hochwasser vor und errichteten mobile Hochwasserschutzwände an ihren Gebäuden. Zusätzlich wurden gegen 19.00 Uhr am Simbacher Bauhof in Zusammenarbeit mit zahlreichen Einsatzkräften rund 4.000 Sandsäcke gefüllt.
Der Pegel des Inns stieg jedoch weiter an, weshalb gegen 21.30 Uhr der damalige Kreisbrandrat Johann Prex nach Art. 15 des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes zum Örtlichen Einsatzleiter in Simbach bestellt wurde. In unserem Feuerwehrhaus fanden nun stündlich Lagebesprechungen mit allen Hilfsorganisationen statt. Maßnahmen der ersten Besprechung waren unter anderem die Sperrung der südlichen Innstraße und die Vorbereitung einer Evakuierung der Gartenstraße mit ihren damals ca. 500 Bewohnern. Dazu wurden Feldbetten nach Simbach bestellt und die Anwohner der Gartenstraße aufgefordert, ihre Fahrzeuge aus dem Gebiet zu entfernen. Außerdem wurde damit begonnen, einen Sandsackwall an der Innbrücke zu errichten, da bei einem Überschwappen des Inns diese Stelle als erstes betroffen wäre.
Die Lage spitzte jedoch noch weiter zu, weshalb sich Landrat Michael Fahmüller dazu gezwungen sah, um 23.30 Uhr den Katastrophenfall auszurufen. Kurze Zeit später wurde der Sandsackverbau abgeschlossen und die Einsatzkräfte begaben sich zu uns ins Feuerwehrgerätehaus, wo sie in Bereitstellung blieben. Zu diesem Zeitpunkt waren knapp 250 Einsatzkräfte im Einsatz. Der Inn stieg noch weiter an und erreichte gegen 3.30 Uhr des nächsten Tages mit einem Durchfluss von 5.880m3 am Kraftwerk Braunau-Simbach seinen Scheitelpunkt. Es fehlten nur noch wenige Zentimeter bis zur Innbrücke. Aufgrund der Meldung des Kraftwerksbetreibers, dass der Scheitel erreicht sei und der Prognose, dass der Pegel sinken würde, beschlossen die Führungskräfte, die Bereitschaft aufzulösen. Lediglich die Pegelkontrolle an der Innbrücke soll weiter durchgeführt werden. Diese stellte erst stagnierende und dann fallende Pegelstände fest, weshalb gegen 8.15 Uhr der Katastrophenfall wieder aufgehoben und den Bewohnern der Gartenstraße eine Entwarnung gegeben werden konnte. Am frühen Nachmittag endeten auch die Pegelkontrollen und am Abend bauten wir gemeinsam mit den Stadtteilfeuerwehren und dem THW den Sandsackwall zurück, woraufhin auch die Innstraße wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte.
In den folgenden Tagen waren wir mit weiteren Einheiten des Landkreises in den an der Donau liegenden Städten Passau und Deggendorf im Einsatz. Diese blieben vom Hochwasser nicht verschont und hatten mit schweren Überschwemmungen zu kämpfen. Wir unterstützten die Einsatzkräfte in beiden Städten an insgesamt sechs Tagen mit unserem Ölwehrzug und konnten so in Zusammenarbeit mit weiteren Einsatzkräften große Mengen an Heizöl aus den Gebäuden und Straßenzügen entfernen. Zudem stellten wir in Passau mit dem Tanklöschfahrzeug (TLF) den Brandschutz sicher und die bei uns nicht mehr benötigten Sandsäcke des Sandsackwalles wurden mit mehreren LKWs nach Deggendorf transportiert.
„So wie es jetzt Passau und Deggendorf getroffen hat, kann es beim nächsten Mal unser Landkreis sein.“ So äußerte sich der damalige Kreisbrandrat Johann Prex bei einer Nachbesprechung zum Hochwasser. Niemand konnte damals ahnen, dass diese Befürchtung traurige Realität werden würde. Denn fast auf den Tag genau drei Jahre später erschütterte eine Flutkatastrophe den Landkreis Rottal-Inn und vor allem unsere Heimatstadt Simbach, die dadurch extrem in Mitleidenschaft gezogen wurde. Einen ausführlichen Bericht zu dieser Katastrophe finden Sie unter folgendem Link: Jahrtausendflut 2016
Hier einige Impressionen vom Einsatz: