Die Feuerwehr ist im Ernstfall weiterhin bereit

 

Die PNP befragte unseren 1. Kommandanten Michael Jetzlsperger, Kreisbrandmeister Manfred Deser und Kreisbrandrat Rene Lippeck, wie es angesichts der aktuellen Situation um die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren steht und wie sich der Alltag der Wehren verändert hat.

Im Folgenden der komplette Bericht zum Durchlesen:

Simbach. Nach der offiziellen Bekanntgabe der neuen Ausgangsregeln für den Freistaat durch Ministerpräsident Markus Söder, fragen sich viele Bürger, wie es denn um die Feuerwehren im Ernstfall bestellt ist. Ruhen auch dort alle Aktivitäten? Hierzu befragte die PNP Simbachs Feuerwehrkommandant Michael Jetzlsperger.

Wir wollten wissen: Wie sieht es derzeit mit dem laufenden Betrieb bei der Feuerwehr aus, besonders mit Übungen und Lehrgängen? Laut Jetzlsperger finden keine Veranstaltungen, Übungen und Ausbildungen statt, solange sich die aktuelle Situation nicht verbessert hat. „In jedem Fall aber sind wir im Ernstfall für die Bürger da. Hier gibt es keine Einschränkungen. Wir konzentrieren uns voll auf den Einsatzdienst und die Sicherheit der Bürger.“ Dies gelte auch für technische Einsätze wie bei Verkehrsunfällen. „Gibt es generelle Strukturänderungen oder andere Vorgaben, dann erhalten wir die von der Kreisbrandinspektion.“

Ähnlich äußerte sich Kreisbrandmeister (KBM) Manfred Deser aus Julbach, der zusammen mit den beiden Kreisbrandmeistern Gerold Bauer und Ludwig Maßberger für den südlichen Inspektionsbereich verantwortlich ist. „Es wird im Augenblick nur noch zu Alarmen ausgerückt, alle anderen Feuerwehrveranstaltungen sich abgesagt.“ Die ausdrückliche Vorgabe durch Kreisbrandrat René Lippeck betrifft die Einsatzhygiene, auf die bei den kommenden Einsätzen nun besonders geachtet wird, was natürlich für alle Feuerwehren gilt, ergänzt der KBM. Auch bei der Alarmbereitschaft werde verstärkt darauf geachtet, ob zum Beispiel die gesamte Mannschaft bei einer Ölspur ausrücken muss. „Hier schicken wir jemanden voraus, der zunächst die Lage erkundet und dann entsprechendes Personal nachfordert. Dies fällt aber in die Entscheidung des jeweiligen Kommandanten“, erklärt Deser. 

Allerdings macht der Kreisbrandmeister klar deutlich, dass im Falle von größeren Schadensereignissen wie schweren Unfällen und Bränden selbstverständlich die ganze Mannschaft aktiviert wird. „Es liegt alles noch im grünen Bereich und die Bevölkerung braucht keine Angst zu haben. Wir sind einsatzbereit.“

Das sagt der Kreisbrandrat

Mit Kreisbrandrat René Lippeck konnte die PNP zu diesem Thema ein Interview führen:

Feuerwehren müssen sich mit Übungen und Fortbildungen fit für den Ernstfall halten. Ist das jetzt komplett auf Eis gelegt?
Lippeck: Der Dienstbetrieb in den Feuerwehren wurde auf das notwendigste Maß heruntergefahren und beschränkt sich gegenwärtig nur noch auf den Einsatzdienst. Sämtliche Ausbildungen wurden auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Sogar die Ausbildung an den drei staatlichen Feuerwehrschulen (Regensburg, Würzburg und Geretsried) ist derzeit komplett eingestellt.

Und wie sieht es mit Besprechungen und Versammlungen aus?
Gegenwärtig sind alle Versammlungen abgesagt. Zuerst betraf das die Kommandantendienstversammlung des Landkreises Rottal-Inn mit ca. 350 geladenen Führungskräften und Ehrengästen. Ab dem 13. März folgten alle Feuerwehren im Landkreis der Empfehlung der Kreisbrandinspektion. Um den persönlichen Kontakt auch in unseren Reihen möglichst zu minimieren, finden beispielsweise in der Kreisbrandinspektion und mit den Führungskräften in den Feuerwehren sämtliche Gespräche und organisatorische Maßnahmen des laufenden Geschäftes nur über Telefon, SMS, E-Mail-Verkehr und Messenger-Dienste statt.

Welche Auswirkungen hat die Situation auf die Einsätze der Wehren?
Die Einsätze werden nach wie vor in gewohnter Weise bedient. Die gesetzliche Grundlage, die Alarmierungsbekanntmachung, hat auch in der jetzigen Situation ihre Gültigkeit. Das Verantwortungsbewusstsein zum Umgang mit dieser besonderen Situation, innerhalb der Feuerwehren ist sehr groß.

Wurden die Feuerwehren mit spezieller Schutzausrüstung ausgestattet oder sind die Schutz- und Hygienevorschriften unverändert?
Die Träger der Feuerwehren, sprich die Kommunen, müssen auch bei herkömmlichen Brand- oder in der technischen Hilfeleistung die Gefährdung ihrer Einsatzkräfte durch die Bereitstellung entsprechender Schutzausrüstung sicherstellen. Es gibt ja auch noch einige andere Infektionskrankheiten (Hepatitis oder dergleichen), mit denen Einsatzkräfte beispielsweise bei einem Verkehrsunfall konfrontiert werden könnten. Hier trugen unsere Feuerwehreinsatzkräfte auch vor Corona schon Infektionsschutzhandschuhe unter den eigentlichen Feuerwehrhandschuhen.

Auch die jetzt so knappen Atemschutzmasken (FFP2) sind bei den großen Löschfahrzeugen in der Standardbeladung enthalten. Hier steht aber auch die Feuerwehr vor den gleichen Versorgungsengpässen wie alle anderen Dienststellen und Einrichtungen des Gesundheitswesens. Im Umgang mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bzw. damit infizierten Personen oder entsprechenden Verdachtsfällen, kann zum Eigenschutz innerhalb der Feuerwehr auf Augenschutz, Atemschutzmasken (FFP2), Schutzanzug, Infektionsschutzhandschuhe zurückgegriffen werden.

Hat die Situation einen Einfluss auf die Einsatzbereitschaft der Wehren bei größeren Vorfällen oder ist dies weiter gewährleistet?
Der Landkreis Rottal-Inn verfügt über 6731 Feuerwehreinsatzkräfte (Stand: 31. Dezember 2019). Es wird sicherlich auch Corona-Erkrankungen in den eigenen Reihen, mit hoffentlich gutem Ausgang, geben. Durch die Ausgangsbeschränkung und das Herunterfahren diverser (Groß-)Betriebe und Industrien stellt sich nun der Nebeneffekt ein, dass Einsatzkräfte die normalerweise arbeitsbedingt, insbesondere tagsüber für den Feuerwehrdienst nicht verfügbar waren, jetzt durch diese Maßnahmen (z.B. Kurzarbeit etc.) plötzlich zu Hause und einsatzbereit sind.

Ich denke, dass wir mit den 127 Feuerwehren im Landkreises Rottal-Inn als Gefahrengemeinschaft gut aufgestellt sind und auch in der jetzigen Situation eine adäquate und professionelle Hilfe leisten können. Für uns und unsere Feuerwehren gilt jetzt aber auch als oberstes Ziel, den Erhalt der Einsatzbereitschaft zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen.

Hinweis: Auf der Homepage der Kreisbrandinspektion www.feuerwehr-rottal-inn.de werden die Feuerwehren regelmäßig über den Umgang mit dem Corona-Virus informiert.

Quelle: Passauer Neue Presse